Die Keltengrube auf dem Riedberg bei Heinitz

Der planmäßige und systematische Kohleabbau durch das Königliche Steinkohlebergwerk Heinitz stieß in den Jahren 1851 - 1853 im Bereich des Ausgehenden des Flözes Tauentzien immer wieder auf "Alten Mann". In den alten Flözgrundrissen ist das bis heute festgehalten. Der damalige Königliche Markscheider Guckeisen hat spezielle Darstellungen hinterlassen. Der alte Abbau wurde offensichtlich unregelmäßig und in unterschiedlichen Flözmächtigkeiten geführt.

Bei den archäologischen Ausgrabungsarbeiten in den 1970/ 80 er Jahren des Historischen Museums Saarbrücken wurde im Grab der Keltenfürstin in Rubenheim eine Perle als Teil einer Schmuck- Grabbeigabe gefunden. Herr Dr. Reinhard regte eine petrografische Untersuchung im Rahmen einer Dissertation an. Frau Dr. Engel nahm die Arbeit an der Universität Saarbrücken in Zusammenarbeit mit dem Kohlepetrografischen Institut des Landes Nordrhein Westfalen in Krefeld an. Zur Untersuchung wurden Vergleichsproben aus den unterschiedlichen Kohlelagerstätten in Europa genommen, um die Herkunft des Rohstoffs der gefundenen Perle zu bestimmen. Herr Dr. Schröder von der Universität Saarbrücken nahm eine Probe zur speziellen Untersuchung aus dem Flöz Tauentzien der Grube Heinitz. Herr Prof. Dr. Kolling bestimmte aus den übrigen Grabbeigaben den Zeitraum der Grabanlage. Er kam auf den Zeitraum um das 7. / 6. Jahrhundert vor Christus. Es handelt sich also um ein Grab aus der Hallstattzeit HaC. Die palnyologische Untersuchung der Perle erfolgte auch im Rahmen eines workshops am Institut Krefeld unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Teichmüller. Frau Teichmüller gilt in Deutschland und darüber hinaus als eine hochangesehene Spezialistin. Sie hat selbst speziell über diese Untersuchung in der internationalen Literatur berichtet. Es wurde eindeutig festgestellt, dass der Rohstoff des Rings aus Rubenheim aus dem Flötz Tauentzien in Heinitz stammt. Damit wird auch die Herkunft des "Kohle-Schmuck- Rings" aus dem "Alten Mann" im Flöz Tauentzien der Grube Heinitz einwandfrei und sauber wissenschaftlich begründet und deutlich. Mit der Feststellung von Frau Engel und Frau Teichmüller wird auch klar, dass hier in Heinitz die älteste Steinkohlengewinnung in Deutschland geortet wurde. Aus dem 3.Jhd. nach Chr. sind noch die Ringe der Ursula von Roden durch Hern Prof. Dr. Weisgerber bekannt und dem Flöz Tauentzien auf dem Riedberg zugeordnet worden. Die von den Kelten hauptsächlich gewonnene Kohle war eine Sporen,Pollen, Algen und Schlammkohle, die man auch als Sapropelit bezeichnet und sich besonders leicht schleifen, polieren und schnitzen läst. Sie wurde deshalb lange Zeit sehr stark bei der Schmuckherstellung verwendet. Sie läuft auch unter dem Sammelbegriff Gagat. Allgemein hat die leicht und mit hoher Flamme brennende Kohle den Namen "Candle-Kohle" bekommen. Offensichtlich hat man in England die "Candlekohle" schon sehr früh auch als Kerze verwendet. Jedenfalls hatten die Kelten schon zur Römerzeit in ihrem Heiligtum für ihre Göttin Minerva bei Bath in England ein ewiges Feuer in felsigem Gestein brennen. Fachleute, darunter auch Prof. Dr. Kolling, sind der Meinung, dass es sich hiebei um die Kännelkohle gehandelt hat.

Die Kännelkohle steht im 1,5m mächtigen Floz Tauentzien in einer Bank von 3-35 cm an. Der Abbau der Kännelkohle auf dem Riedberg verlief im Bereich des Flözausgehenden bis zu einer durchschnittlichen Teufe von etwa 10 m. Dies ist bekanntlich auch die natürliche Grenze des Sauerstoff-Zufuhrs für die dort in der Teufe arbeitenden Menschen. Diese Grenze wurde auch im bekannten Spiennes in Flandern in den überaus zahlreichen Schächten des Feuersteinbergbaus eingehalten. Jedoch wurde auf dem Riedberg mindestens an einer Stelle eine Teufe von 30m erreicht. Wie die dort arbeitenden Bergleute mit Sauerstoff versorgt wurden ist nicht bekannt. Wegen der dabei erforderlichen Wetterführung wird deutlich, dass es sich hierbei um einen fachmännisch geführten Betrieb im Rahmen einer gwissen Organisation gehandelt haben muss. Die Kännelkohle-Schnitzkunst hatte unter den Heinitzer Bergleuten noch bis zur Einstellung der Grube ihre Liebhaber. Viele kleine Schmuckstücke, Schnitzwerke und Gegenstände wurden bis zum Schluß produziert. Zeitweilig sind echte große Kunstschnitzereien entstanden, die auch heute noch bei den Liebhabern in den Wohnungen der Bergleute und ihrer Nachfahren stehen.

Das Heimatmuseum Heinitz sucht und übernimmt solche Kunstwerke laufend und wird es sehr bedauern, wenn sie verloren gingen.

Lit: TU Clausthal, 8.Altbergbau-Kolloquium 2008, Seiten 510 - 517

Herbert Müller