Die Kännelkohlen - Schnitzer
Es gab also schon in der Hallstatt- (700 - 450 v.Chr.) und Römerzeit die Kännelkohlenschnitzer, die auch später in der Zeit der 'modernen Grube Heinitz'(1847 bis 1962) als KK - Schnitzer bekannt waren und ihre Bergmannskunst pflegten. Es ist die außerordentlich lange Tradition, die sowohl den Bergbau für die Gewinnung der Kännelkohle, als auch die handwerkliche künstlerische Herstellung des Schmucks und der Kleinplastiken auszeichnet. Die überwiegende Zahl der hergestellten Stücke zeigt eine sehr sorgfältige Bearbeitung. Das Material wurde als besonders wertvoll angesehen und mit größter Sorgfalt bearbeitet. Die kleinen Kunstwerke erhielten in den Wohnungen der Eigentümer einen Ehrenplatz. Von der außerordentlich langen Tradition des bergmännischen Kunsthandwerks künden Perlen, Ringe, Briefbeschwerer, Rosenkränze, Aschenbecher, Schnupftabaksdosen, Pyramiden, Erinnerungstafeln usw.. Leider sind von den kleinen Kunstwerken nicht mehr sehr viele vorhanden. Umso wichtiger ist es, die noch wenigen vorhandenen Stücke zu erfassen und zu dokumentieren.
Einer der letzten Heinitzer Kännelkohlenschnitzer, Herr Andreas Klutting (1888 - 1958) aus Spiesen, war am Bahnhof Heinitz Wiegemeister. Er hat seine Schnitzkunst in hervorragender Weise beherrscht. Auf einfachen, zum größten Teil noch selbst gebauten Maschinen, die teilweise noch sein Sohn Emil von Hand in Bewegung setzen mußte, verstand er es, kleine wunderschöne und teilweise feinstgearbeitete Kunstwerke entstehen zu lassen.
Einige von den zur Zeit noch aufindbaren kleinen Kunstwerken sollen hier vorgestellt werden:
Der KK - Schnitzer aus Hanau zeigt, daß die Kännelkohle aus dem Flöz Tauentzien von Heinitz auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt geworden ist. Herr Dahsbach begann in Hanau eine gründliche Ausbildung zum Diamantschleifer und Diamantreiber. Der Diamantreiber stellt nach eingehender und gründlicher Prüfung des zu schleifenden Diamanten den Schleifplan auf. Er soll beim Herausschleifen von Einschlüssen ein Minimum an Gewichtsverlust entstehen lassen. Eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe stellt das Teilen von Diamanten dar. Hier entscheidet sein Tun jeweils über Verlust oder Gewinn. Die Tätigkeit erfordert eine sehr gute Kenntnis der Eigenschaften des zu bearbeitenden Materials. Im Laufe der Jahre hat er sich offensichtlich ein besonderes Gefühl für seine 'Rohstoffe' erarbeitet.
Am 18.8.1894 heiratet er Fräulein Florentiene Scherer, die zu dieser Zeit in Hanau ihren Dienst versah. Sie stammte aus Brücken im Kreis Kusel. Es ist anzunehmen, daß sie Friedrich Dahsbach mit der Kännelkohle aus Heinitz bekannt machte. Zusammen mit einem Partner gründeten die Dahsbachs dann die Dahsbach - Geyer Gesellschaft und kauften in den 1930er Jahren die Diamantschleiferei in Brücken.
Leider ist nur ein einziges Stück einer von ihm bearbeiteten Kännelkohle bis jetzt erhalten geblieben. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um ein Ausstellungsstück.
Wilhelm Born aus Elversberg war Wiegemeister in der Kohlenwäsche der Grube Heinitz. Das Schnitzen, Polieren und Stechen der Heinitzer Kännelkohle war seine große Leidenschaft. Die lange Tradition des bergmännischen Kunsthandwerks hatte ihn in den Bann geschlagen. Am liebsten zog er sich in seine Schnitzecke zurück und bearbeitete mit größter Intensität und Hingabe mit seinem kleinen aber unheimlich scharfen Messerchen die Kännelkohlestücke. Er vergaß dabei seine Umwelt und manchmal fast auch seine Familie.
Es entstanden herrliche kleine Kunstwerke. Selbst die Regierung des Saarlandes war auf seine Arbeiten aufmerksam geworden. Als z.B. Marika Rökk etwa um 1949 das Saarland besuchte, mußte Wilhelm Born im Auftrag des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann ein Gastgeschenk für sie zur Erinnerung an ihren Besuch im Saarland anfertigen. Seine Tochter Edeltrud kann sich heute noch genau an den Auftrag und an die Arbeit erinnern. Wilhelm Born entschied sich für einen Briefbeschwerer, weil ein solches Stück auf dem Schreibtisch am häufigsten im Blickfeld steht. Auf der Vorderseite des Kännelkohleblocks ritzte er eine Schachtanlage ein. Auf der linken Seite stand: Regierung des Saarlandes. Auf der rechten Seite war zu lesen: Zum Andenken an die Saar. Leider sind die größten und schönsten Arbeiten damals als Auftragsstücke verkauft oder getauscht worden. Viele kleinere Schnitzereien hat Wilhelm Born auch an Kinder verschenkt. Sie besuchten ihn gelegentlich in seinem Gartenhaus, wo er die gröberen Arbeiten erledigte, um die Wohnung möglichst nicht mit zu vielen Schnitzabfällen zu belasten. Auch die Versorgung mit dem Rohstoff Kännelkohle selbst hat er mit Schnitzereien vergütet. Trotzdem ist eine Reihe von herrlichen Schnitzereien in der Familie geblieben, wo sie heute persönlich zugeordnet und sorgsam aufbewahrt werden. Jeder achtet auf 'sein' Stück.
Das älteste noch vorhandene Stück schenkte Wilhelm Born seiner Tochter Edeltrud zur Kommunion. Sie war damals gerade sieben Jahre alt geworden. Sie hält es heute noch in Ehren.
In seinem Arbeitsprogramm standen auch häufig offene Tintenfässer. Sie waren damals sehr gefragt. Es gab ja noch keine Kugelschreiber. Viele mit großer Liebe und Sorgfalt hergestellte insbesondere auch größere Kunstwerke wurden damals in die Pfalz verkauft. Es bleibt zu hoffen, daß im Laufe der Zeit noch einige seiner Kunstwerke wieder auftauchen und dokumentiert werden können.
Arbeiten unbekannter Heinitzer Kännelkohlenschnitzer
Vielleicht wird noch ein Leser dieser Zeilen an seinen KK - Schatz in einer Schublade erinnert und gibt die Möglichkeit diesen in die Liste der KK - Schnitzereien aufnehmen zu lassen.